
Darf man Schlafwandler ansprechen?
Schlafwandeln Sie oder kennen Sie Menschen, die es tun? Erfahren Sie, wie Sie mit Schlafwandlern richtig umgehen und auch, was Haustiere mit all dem zu tun haben.
Dr. Vorster, Leiter des Swiss Sleep House in Bern, erklärt, wie es überhaupt zum Schlafwandeln kommt: «Wenn wir schlafwandeln, dann schläft die eine Hälfte des Gehirns tief und fest, während die andere wach ist. Meistens tritt dieses Phänomen gegen Ende der ersten oder zweiten Tiefschlafphase in der ersten Nachthälfte auf.» Kinder von sechs bis zwölf Jahren sind häufiger davon betroffen als Erwachsene. Weit nicht jeder irrt dabei tapsig und mit ausgestreckten Armen durch die Wohnung. Übrigens, Nachtwandler strecken ihre Arme nicht vor, wie dies fälschlicherweise oft in Filmen dargestellt wird. Allein schon das Aufrichten im Bett, gefolgt von nächtlichem Gebrabbel, oder das bloße Gestikulieren mit den Händen fällt unter den Begriff Schlafwandeln.
«Wecken Sie eine schlafwandelnde Person nicht, sondern geleiten Sie sie liebevoll ins Bett zurück. Werden Schlafwandler gestört, werden Sie aus dem Tiefschlaf gerissen, was Desorientierung, Verärgerung und auch Aggressionen auslösen kann.» Dr. Vorster, Schlafforscher Swiss Sleep House Bern
Haustiere und Allergien können Schlafwandeln auslösen
Schlafwandeln kann durch innere wie äussere Reize ausgelöst werden. Unter innere Aufweckreize fallen: Stress, auch ausgelöst durch unregelmässige Schlafens- und Arbeitszeiten, Schnarchen, Harndrang und Alkohol. Unter äussere Reize fallen: Lärm, Lichtreize wie auch Bettpartner. Unter anderem können Haustiere oder Allergien die schlaftrunkenen Spaziergänge begünstigen. Auch laute Geräusche, Stress oder bestimmte Medikamente können zu einer Aufwachreaktion der einen Gehirnhälfte führen, während die andere Hälfte einfach weiterschläft.
Fakt ist, Schlafwandeln kann unter Umständen gefährlich sein. So können herumliegende Gegenstände oder Treppen schnell zu Stolperfallen werden. «Schlafwandeln kann sehr gut therapiert werden. Wichtig ist, sich bei sich häufenden Vorfällen behandeln zu lassen», schliesst Herr Dr. Vorster das Gespräch ab.
Schlaftipp von Dr. Vorster:
«Neigen Sie zum
Schlafwandeln, sollten Sie auf Alkohol verzichten, emotionalen Stress reduzieren
und regelmässig schlafen. Lassen Sie gegebenenfalls Ihr Schnarchen behandeln.»
Quellenverweis:
Dr. Albrecht Vorster, Schlafforscher im Swiss Sleep House in Bern (persönliches Gespräch, 23. Mai 2024)
Dr. Vorster, Albrecht (2019): Warum wir schlafen, München: Wilhelm Heyne Verlag